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Über dem Nebel muss die Aussicht wohl grenzenlos sein ...
Ausflugslokale mit Panorama

Dichter Nebel liegt über dem Bodensee, und die Wettervorhersage verheißt heute auch nicht: „Auflösung im Lauf des Tages.“ Und die Nebelobergrenze liegt irgendwo zwischen 700 Metern und doppelt so hoch. Wer jetzt raus will, muss sich warm anziehen, um im feucht-kühlen Nebel oder unter dem Hochnebel spazieren zu gehen. Und dann irgendwo zu einer heißen Suppe einkehren. Oder eine halbe oder dreiviertel Stunde fahren und im Hemd in der Sonne lustwandeln - und dann ein währschaftes Mittagessen auf der sonnigen Terrasse eines Berggasthofs. Wenn man nur wüsste, welche Wirtschaft auf welchem Buckel jetzt über dem Nebel in der Sonne liegt. Den Sonne-Suchern kann geholfen werden.
Wir sind mit Karte und Auto oder Zug losgezogen und haben uns auf sonnige Terrassen gesetzt – und überlegt, wie die Kollegen wohl den Nebel-Tag verbringen. Die folgenden Tips sind nicht einfach irgendwelche höhergelegenen Lokale, sondern solche, die auch von der Küche her zu empfehlen sind – und von der Terrasse oder einem ganz nahen Punkt aus auch ein richtiges Panorama bieten. Außerdem sind die Panoramawirtschaften, wie wir sie suchen, weder mit dem Auto noch mit einer Seilbahn (das kann ja jeder!), sondern mit einem ordentlichen Spaziergang zu erreichen. Das Mittagessen sollte man sich ja auch ein bisschen „erarbeiten“. Und auf die Gesellschaft von Stöckelschuh-Bergsteigerinnen mit entsprechender Begleitung verzichten wir gerne.

Bei richtigem Nebel, der sozusagen auf dem See aufliegt und bis 700 oder 800 Meter geht, ist die Sache einfach. Wir müssen nicht weit fahren und die Auswahl ist groß. Selbst auf der Nordseite des Bodensees liegen schon einige Buckel in der Sonne: Die Hegau-Vulkankegel, Heiligenberg und der Höchsten (820 m).
Der Berggasthof Höchsten (siehe seezunge ’02) auf dem höchsten Rücken zwischen dem Hegau und dem Allgäu bietet durch den Abstand zu den Alpen eine bessere Sicht als manche höhere Berge der Voralpen. Für das angekündigte Panorama von der Zugspitze bis zum Berner Oberland muss der Föhn aber schon ziemlich blasen. Da oben, fast 300 Meter über dem Deggenhauser Tal, ist es so ländlich, wie man es sich am 20 Kilometer weit entfernten Bodensee kaum vorstellen kann. Von einer „Fuhre Mist“ auf der Speisekarte darf man sich dann auch nicht erschrecken lassen, es ist ein Zwiebelrostbraten auf Spätzle. Die Zutaten für seine Küche bezieht der Wirt aus der nächsten Nachbarschaft – oder gleich aus der eigenen Landwirtschaft. Jeden Donnerstag gibt es Dünnele aus dem Holzofen, die man aber auch als schwäbische Dinnete bestellen kann, denn über den Höchsten verläuft auch eine kleine Sprachgrenze.
Südlich des Sees, im Thurgau, schaut manchmal auch schon der Ottenberg aus dem Nebel, mit dem Stelzenhof (660 m), der schon gut bekannt ist – im Mai ein beliebtes Ziel für tanzbegeisterte Frühaufsteher. Etwas weiter südlich und ein paar Meter höher ist das Gasthaus auf dem Nollen (733 m) bei Wuppenau, auf einem der höchsten Buckel zwischen Weinfelden und Wil, der zugleich der höchste bewohnte Punkt des Kantons Thurgau ist und ein Rundum-Panorama vom Bodensee bis zum Alpstein bietet.

Zweiter Fall: Es ist Hochnebel, das heißt, man kann drunter über den ganzen See hinweg gucken bis zum Fuß der Berge, aber darüber ist alles grau, eine zähe Schicht bis etwa 1000 oder 1100 Meter. Da scheidet die nördliche Seeseite aus, und nach Süden müssen wir schon etwas weiter fahren. Für gehobene Ansprüche gibt es das Gasthaus zum Gupf bei Rehetobel oder das Restaurant Waldegg bei Teufen (siehe seezunge ’02), wo man elegant und bequem mit dem Auto vorfahren kann.
Weiter westlich ragt das Hörnli (1133 m) oberhalb von Fischingen aus dem Nebel in den Himmel über den Voralpen. Es ist der nördlichste Gipfel der Toggenburger Nagelfluh-Kette, die nach Süden bis zum Rickenpass geht und den Kanton St. Gallen von Zürich trennt. Das Hörnli ist eher ein „Hausberg“ der Zürcher, die bei Nebel gerne von Steg her hinaufgehen und oben im Berggasthaus Hörnli einkehren. Zu Unrecht wird es von den nebel-geschädigten Bodensee-Anwohnern vernachlässigt: sowohl das Hörnli wie das Gasthaus! Der Berg bietet ein besseres Panorama als manche höhere, weil er eben so weit nach Norden vorgeschoben ist, dass man von Osten über Norden und Westen bis Südwesten in einen großen Winkel freie Sicht hat. Und die Küche des Restaurants liegt auch über dem Niveau der üblichen Bergwirtschaften. Die Liste der Lieferanten liest sich wie angewandte „Slow food“-Philosophie: Fleisch von „Highland Beef“-Züchtern aus dem Töss-Tal, Käse von kleinen Käsereien aus dem Zürcher Berggebiet und Bier („Quöllfrisch“ und „Vollmondbier“) von der Appenzeller Brauerei. Und der Käse für das Fondue wird von der Käserei Sternenberg (3 km nordwestlich, das höchstgelegene Dorf im Kanton Zürich) speziell zusammengestellt, das hat dann auch seinen gerechten Preis.
Die meisten Gäste kommen zum Mittagessen oder später, zum Zvieri, und gehen spätestens bei Sonnenuntergang zurück zum Parkplatz. Wer noch ein intensiveres „Hörnli-Erlebnis“ sucht, bleibt nach Fondue oder Raclette über Nacht (Massenlager 21,50 SFr) bis zum Sonnenaufgang und steigt erst nach dem Frühstücksbüffet ab.
Nach den Autos auf dem Parkplatz Allenwinden, wo das Wanderwegschild „Hörnli 40 min“ steht, kommen kaum Besucher vom Bodensee. Um die wollte sich der Wirt sowieso schon mehr kümmern: „Das sind die angenehmeren Gäste.“ Die Zürcher bestätigen wohl auch hier ihren Ruf. Und wir vom Bodensee wollen gerne seine positiven Erwartungen bestätigen.

Bei besonderen Anlässen gibt es auf dem Hörnli natürlich auch Hörnli, die kleinen Nudelhörnchen, die sich für die verschiedensten Gerichte eignen. Ein Klassiker sind die Älpler-Hörnli, also die Hörnli-Version der „Älplermagronen“:
4-5 mittlere Kartoffeln klein gewürfelt, damit sie so schnell gar sind wie die Hörnli, mit einem halben Pfund Hörnli zusammen (!) kochen. Kochwasser abgießen und die Mischung lagenweise mit geriebenem Käse in eine Aulaufform schütten. Als Käse nimmt man natürlich nicht irgendeinen Hartkäse, sondern je 200 g Appenzeller und Bergkäse aus der Region. Darüber einen Guss aus einem Becher Sahne, Salz und Pfeffer sowie fein gehackter Petersilie – und im vorgeheizten Ofen bei 220o überbacken, bis der Käse schmilzt.

Dritter Fall: Der Hochnebel geht so richtig hoch, die Lokale der ersten Kategorie liegen noch unter dem Nebel – und die der zweiten voll drin. Bei einer Nebelobergrenze von etwa 1300 oder 1400 Meter ist die Auswahl noch kleiner. Während die Massen mit der Seilbahn auf den Hohen Kasten oder die Ebenalp fahren, gehen wir lieber ein Stündchen und haben dann ein bisschen Ruhe zur Aussicht ...
Da bietet sich zunächst mal das Berggasthaus auf der Hundwiler Höhi (1306 m) an, das durch sein schön schlichtes neues Nebengebäude in den letzten Jahren sogar in die Architekturzeitschriften gekommen ist. Von allen Himmelsrichtungen führen Wege hinauf, von Norden her fährt man am besten bis Hundwil, dann noch ein Stück auf kleinem Sträßchen bis zum Parkplatz westlich. Nach einer Stunde ist das Gasthaus zu Fuß auf einem leichten Wanderweg erreicht. Eine warme Gerstensuppe, Rösti und diverse Würste gibt es immer, manchmal auch ein ganzes Menü.
Gut 200 Meter höher und vom letzten Parkplatz ebenfalls eine Stunde Fußmarsch weit ist das Berggasthaus Hochalp (1522 m) bei Urnäsch (siehe seezunge 02). Auch hier sind auf dem Parkplatz von zehn Autos gerade eines oder zwei vom Bodensee, also ein Lokal, das andere mit dem abgedroschenen Ausdruck „Geheimtip“ belegen würden. Die Speisekarte oben ist einfach, wenn’s kalt ist, lässt man sich eine Erbsensuppe servieren, sonst kalte Vesper mit einem guten Stück Appenzeller Käse oder eine Wurst vom Metzger im nächsten Dorf. Nach dem Essen kann man noch schön auf dem langen Grat spazieren – und zum Säntis schauen, wo sich die Seilbahnfahrer gegenseitig auf die Füße treten. Und man kann auf der Hochalp sogar übernachten: Strohlager, Matratzenlager oder Bett (für nur 6 bis 25 SFr).
Die nächste Stufe ist dann das Berggasthaus Schäfler (1924 m), eine knappe Stunde von der Seilbahnstation Ebenalp entfernt – und deshalb etwas „massentouristisch“.
Wer bei höheren Wolken noch höher hinaus will, muss bis Juli warten, bis die Gipfelhütte auf dem Alvier (2343 m, südwestlich von Buchs) offen ist. Das ist die einzige Hütte in der Nordostschweiz (und eine der wenigen überhaupt!), die auf einem Berg über 2000 m steht - und zudem nicht durch eine Seilbahn erreichbar ist, sondern durch einen Aufstieg von knapp zwei Stunden, vom Parkplatz beim Gasthaus Palfris. Und oben: Sonnenuntergang weit hinter den sieben Churfirsten im Westen, ein einfaches Abendessen, Schlafen, Sonnenaufgang weit hinter sieben anderen Bergen im Osten ... Wo gibt’s das sonst noch?

Wer noch mehr Bergrestaurants ohne Parkplatz und Bergbahn sucht, schaut am besten in den Berg-Beizli-Führer des Spillmann Verlags in Zürich, der in der aktuellen Auflage 1042 solcher Beizli, Alpwirtschaften, Buvettes und Grotti in der ganzen Schweiz aufführt
(mit Fotos und allen wichtigen Angaben, 444 Seiten für 33 SFr)

 

 

Höchsten
07555 921 00,
Fax 921 040; www.hoechsten.de

Stelzenhof
071 622 40 10

Nollen
071 944 15 15

Hörnli
055 245 12 02,
Fax 055 265 15 07; www.berggasthaus-hoernli.ch
(da gibt’s auch
das aktuelle Wetter!)
täglich ab 9 Uhr
geöffnet, April und
erste Mai-Woche Betriebsferien

Hundwiler Höhi
071 36712 16

Hochalp
071 364 11 15
(oder 071 364 15 86)

Schäfler 071 799 11 44

Alvier 079 681 81 82

 

Dr. Patrick Brauns, Klingenbergstraße 6, D-78467 Konstanz/Tel./Fax 07531/189 219, Mobil 0170 38 201 36